
Wirtschaftsforum: Herr Geiler, J. Schneider Elektrotechnik hat aktuell einen Eigentümerwechsel hinter sich. Was bedeutet das für das Unternehmen?
Marco Geiler: Wir haben definitiv einen großen Wandel zu bewerkstelligen – durch den Verkauf und mit meiner Person als neuem Geschäftsführer. Das Besondere: Wir wurden an die Unternehmerfamilie Huber verkauft, unsere Nachbarn von Peter Huber Kältemaschinenbau. Kein Finanzinvestor, kein großer Konzern, sondern ein familiengeführtes Unternehmen, das man lange kennt. Das kam sehr gut an. Wir sind familiengeführt und bleiben familiengeführt.
Wirtschaftsforum: Herr Anti, Sie sind seit 1989 im Unternehmen und seit 1999 Geschäftsführer. Wie hat sich J. Schneider in dieser Zeit entwickelt?
Rolf Anti: Die Entwicklung ist enorm. Wir haben drei Geschäftsbereiche aufgebaut: Das traditionelle Geschäft – die Instandsetzung und Wartung von elektrischen Antrieben – macht heute rund 8 Millionen EUR Umsatz mit 50 Mitarbeitern. Der größte Bereich sind die Transformatoren mit 80 Millionen EUR Umsatz Eund 200 Mitarbeitern. Hier haben wir eine beachtliche Reise gemacht: vom kleinen Steuertrafobauer zu einem Anbieter von Mittelspannungstransformatoren bis zu 10 MVA und 20 t Gewicht. Wir arbeiten mit namhaften Kunden – Marktführern im Bereich Wind und Photovoltaik, aber auch mit Siemens, ABB, Hitachi oder GE. Der dritte Bereich ist die Elektronik mit 40 Millionen EUR Umsatz – sichere und konstante Stromversorgung, sogenannte USV-Anlagen, die in der Sicherheitstechnik und im Maschinenbau unverzichtbar sind.
Wirtschaftsforum: Wie schafft man es, solche großen Player als Kunden zu gewinnen?
Marco Geiler: Der Transformator an sich hat sich ja nicht verändert – es wird Strom umgewandelt. Aber der Kunde hat immer spezifische Anfragen, und da gehen wir in die Entwicklung und erfüllen diese. Unsere Stärke liegt in dieser Nische: Wir machen keine Riesengroßserien, sondern arbeiten als Spezialmaschinenbauer. Das erfordert neben hoher Qualität auch Innovationsgeist. Wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, um für den Markt optimierte Produkte entwickeln zu können.
Wirtschaftsforum: Welche strategischen Ziele verfolgen Sie für die kommenden Jahre?
Rolf Anti: Wir müssen erst einmal etwas Ruhe reinbringen, was Veränderungen angeht. Die strategische Ausrichtung ist klar: Wir gehen mit der Energiewende mit und wollen davon profitieren. Der Transformatorenbau wird eines der Kernthemen sein, auch in der Zukunft. Wir investieren erheblich in neue Kapazitäten, um der Nachfrage gerecht zu werden. Man spricht von mehreren hunderttausend Transformatoren, die in den nächsten zehn Jahren benötigt werden, weil durch die Energiewende riesige Bedarfe bestehen. Dabei wollen wir durch qualitative Arbeit unseren Teil abbekommen.
Wirtschaftsforum: Herr Anti, in welchen Zukunftstechnologien ist J. Schneider aktiv?
Rolf Anti: Wir sind bei vielen neuen Dingen dabei. Im Bereich E-Mobilität – nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug – laufen Versuche mit batteriegetriebenen Zügen, daran haben wir teil. Die Wasserstoff-Elektrolyse ist ein großes Thema, das zwar gerade etwas stoppt, aber sehr viel Potenzial hat. Da braucht es Transformatoren. Dann die vielen Datenzentren, die weltweit entstehen und sehr viel Energie und Sicherheitstechnik brauchen. Dort sind wir im Elektronikbereich dabei, wie eigentlich bei all diesen Zukunftsthemen. Strategisch haben wir uns früh entschieden, auf die regenerativen Energien zu setzen. Diese Geschichte mit dem Netzausbau geht ja jetzt auch gerade weiter, das sind lang anhaltende Erfolgsaussichten.
Wirtschaftsforum: Wie gewinnen Sie Fachkräfte?
Marco Geiler: Das ist tatsächlich unsere größte Herausforderung. Wir haben sehr viele Mitarbeiter, die schon Jahrzehnte hier sind – 20, 30, 40 Jahre. Sie glauben nicht, wie viele Jubiläen wir haben. Dafür steht Schneider: für eine große Konstante, für ein familiengeführtes Unternehmen, das mitarbeiterfreundlich ist. Natürlich arbeiten wir an Employer Branding und Dingen, die uns für Mitarbeiter noch attraktiver machen. Wir befinden uns ja ebenso in diesem großen Haifischbecken des Fachkräftemangels. Wir haben hier eine wirtschaftlich sehr gute Region rund um Offenburg und müssen uns behaupten.
Wirtschaftsforum: Sie wollen bis 2030 auf 600 Mitarbeiter wachsen. Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial?
Rolf Anti: Wir haben Bedarf an mehr Fläche und logischerweise auch an mehr Mitarbeitern. Die Produktion von Transformatoren oder der Service an Motoren ist sehr viel Handwerk. Das kann man nicht automatisieren. Wir haben im Moment vier Standorte rund um Offenburg, die wir Anfang nächsten Jahres auf drei reduzieren werden, weil wir wieder Fläche dazubekommen. Es gibt auch Überlegungen, einen weiteren Standort zu eröffnen. Wir bleiben aber in jedem Fall in der Region.